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Der bukacarsten Disput.

 

 

Am 19. März 2010 veröffentlichte ein in der Nähe von Arawa (Bougainville)  lebender Entwicklungshelfer, vermutlich ein Angehöriger des österreichischen katholischen Hilfswerks HORIZONT3000, der sich das Pseudonym bukacarsten gab, auf seinem Internet Blog „niugini – land of the unexpected“ folgenden Beitrag, der sich, in teils beleidigender und herabwürdigender Form, gegen die Arbeit der ESBC und ihren Präsidenten richtet. Da in diesem Artikel tendenziöse sowie auch falsche Behauptungen aufgestellt werden, sahen sich die ESBC veranlasst, eine entsprechende Klarstellung zu veröffentlichen. Im Hinblick darauf, dass der Autor bukacarsten seit einiger Zeit mit einer Einheimischen verheiratet und somit als Meinungsbildner vor Ort angesehen werden muss, der die konstruktive Arbeit der ESBC gefährden könnte, können seine Einlassungen nicht unwidersprochen bleiben. Die von den ESBC formulierte  Gegendarstellung wurde vom Blog Betreiber bukacarsten kurzerhand nach Erscheinen wieder aus dem Internet entfernt. Die ESBC stellen fest, das nach geltendem Presserecht, die in einer Presseveröffentlichung angegriffene Person das Recht auf eine Gegendarstellung hat – unabhängig von deren Wahrheitsgehalt.

 

Weitere Hintergrundinformation:

Vor mehr als einem Jahr hatten die ESBC schon einmal versucht, mit bukacarsten Kontakt aufzunehmen. Ziel war es damals, den Informationsfluss von Bougainville aus zu verbessern. Dieses Anerbieten wurden seinerzeit von bukacarsten entschieden zurück gewiesen.

 

In der Folge der jüngsten Veröffentlichung bukacarstens hat sich nun ein Disput entfacht, der hier nachstehend lückenlos und chronologisch dokumentiert ist. Diese Dokumentation gibt auch einen Einblick in eine wenig bekannte Facette europäischer Entwicklungshilfe – wenn auch nur in Form eines Schlaglichts.

 

 

Neues von der Börsenfront

Verfasst von bukacarsten am März 19, 2010

 

Im Forum der Anleger von Bougainville Copper Ltd geht es zurzeit heiß her. Da sich der Aktienkurs der BCL-Aktie schon seit zwanzig Jahren im 20-bis-50-Cent-Bereich bewegt (seit Bürgerkriegs-bedingter Totalstilllegung der ehemals ertragreichsten Kupfermine), sollte man meinen, dass sich niemand mehr für die wertlosen Papierchen interessieren würde. Pustekuchen.

 

Ein paar aufrechte Gallier kämpfen um jeden Cent Kursgewinn. Ein jeder träumt von den gigantischen Gewinnen von mehreren tausend Prozent, die bei Wiedereröffnung des Tagebaus fällig würden (seit zwanzig Jahren!).

 

Die Gallier haben einen Club, der nennt sich ESBC. Das steht für European Shareholders of Bougainville Copper Ltd. Der Club sitzt in Andorra und hat sogar einen richtigen „Präsidenten“, den Axel Sturm. Sturm ist Präsident weil er die meisten Aktien, eine PR-Maschine namens „Sturmpresse“ und genug Zeit die Website zu pflegen hat – trotz allen Murrens wählen seine Untertanen ihren König daher nicht ab, sondern emigrieren in die Vereinslosigkeit.

 

Die verbleibenden Mitglieder dieses Clubs von Eigentümern wertloser Aktien verfügen dadurch nur noch über den bedeutungslosen Anteil von drei Prozent am Aktienvermögen von BCL. Drei Prozent die bei Herrn Sturm die Erwartung geweckt hatten er könne eine Privataudienz beim Chairman (das ist sowas wie der Ober-König der Aktiengesellschaft BCL) bekommen. Als er die nicht bekam, verlangte er beleidigt dessen Absetzung.

 

Die Mitgliedsbeiträge („Steuern“) investiert König Sturm u.a. in einen „Korrespondenten“ vor Ort und in Redegeld für einen Kollegen, den seit zwanzig Jahren nicht mehr neu gewählten „Präsidenten“ der Panguna Landowner Association (PLA). Dafür lässt der König sich gelegentlich mit ein paar netten Herren ablichten, anderen männlichen Landeigentümern (wohlgemerkt, das Land wird hier in weiblicher Linie vererbt), und lässt die Welt ahnen, er habe diese Herren dazu verleitet sich für die Wiedereröffnung der gigantischen Panguna-Mine auszusprechen (nebenbei, auch diese Herren haben vermutlich Aktien und wollen deren Kurs raketenmäßig steigen sehen). „Nekro“, einem der eifrigen Anleger aus dem Forum, sind diese Zahlungen offenbar nicht genug und er sponsert die gleichen Leute noch einmal mit regelmäßigen (sic!) 300 Euro. Das entspricht hier in etwa dem Monatsgehalt eines Project Managers oder eines Guesthouse Managers. Was ebenfalls nicht genug ist – ein paar tausend sollen her, verlautbart er.

 

Einschub: Der Bürgerkrieg war überhaupt erst ausgebrochen, weil eine Gruppe junger Frauen und Männer der Minengesellschaft und den Herren von der PLA ungerechte Verteilung der Bergwerksabgaben vorwarf. Diese jungen Leute, vertreten von einer jungen Frau Perpetua und ihrem Cousin Francis Ona, nannten sich die „New PLA“. Als die Minengesellschaft ihre Beschwerden v.a. ökologischer, sozialer und monetärer Art nicht in geforderter Form behandelte, explodierte irgendwann die Lage, bzw. die ersten Strommasten. Irgendwie wurde aus der NPLA die BRA, die Bougainville’sche Revolutions-Armee, und ein chaotischer zehnjähriger Bürgerkrieg, „The Crisis“, begann. Dieser endete erst 1997 mit einem Friedensschluss aller mit allen. Heute 2010 sind laut Nekro und Co. (die ihre Infos von denen bekommen, die die Kurse steigen sehen wollen) alle wichtigen Versöhnungen abgeschlossen, was in fünf Jahren fast zwangsläufig den Weg zu neuen Kupfer- und Gold-Tagebaus führe.

 

Jetzt kommt diese kleine Truppe daher und versucht die öffentliche Meinung in Bougainville durch „Spenden“ an Privatpersonen in vermeintlichen Schlüsselpositionen zu beeinflussen. Vor zwanzig Jahren, als noch nicht jeder Familienvater eine M16 oder SLR im Schrank hatte, haben solche (vermeintlichen oder wirklichen) Zahlungen schon für Neider gesorgt. Wie sollen sie sich heute positiv auswirken? Die Minengesellschaft selbst ist da smarter: Deren angeschlossene Stiftung Bougainville Copper Foundation (BCF) lässt ihre Gelder lieber in Krankenhäuser und Schulen fließen, während die Locals nach und nach die Minengebäude auseinandersägen und als Altmetall nach Asien verschiffen.

 

Wer denn am Ende Recht gehabt hat, dazu hab ich übrigens nu wirklich keine Meinung. Genauso wenig wie ich mir anmaße zu wissen, ob eine Wiedereröffnung der Mine jetzt, bald, in ein paar Jahren, Jahrzehnten oder nie gut ist für Bougainville. Aber da wissen andere ja mehr.

Dieser Eintrag wurde erstellt am März 19, 2010 um 7:14 am und ist abgelegt unter Papua New Guinea. Verschlagwortet mit : BCL, Bougainville, Bougainville Copper, ESBC, European Shareholders, Gallier, mining, Pacific, Panguna. Du kannst alle Antworten auf diesen Eintrag mitverfolgen über den RSS 2.0 Feed. Du kannst einen Kommentar hinterlassen.

 

Eine Antwort zu “Neues von der Börsenfront”

Axel G. Sturm :

März 19, 2010 um 4:38 pm

 

Guten Tag Carsten!

 

Stellen Sie sich vor: Der „König“ schreibt Ihnen!

 

Spaß beiseite: Ihren heutigen Artikel habe ich mit Interesse gelesen, jedoch bedarf er einiger Anmerkungen und Korrekturen.

 

Zunächst einmal möchte ich bemerken, dass Sie offensichtlich unsere ESBC Homepage nur oberflächlich studiert haben. Hätten Sie nämlich genauer hingeschaut, wüssten Sie, dass die europäischen Aktionäre von Bougainville Copper Limited (BCL) im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles versuchen, eine nachhaltige, positive Lösung für alle Probleme Bougainvilles zu finden und zu fördern. Als Europäer, der schon lange vor Ort lebt und arbeitet, scheint Ihnen ein wenig der Auffassungsgabe für die Situation Bougainvilles im globalen, speziell wirtschaftlichen Kontext abhanden gekommen zu sein. Vor einigen Jahren bezeichneten Sie sich mir gegenüber als „kleines Entwicklungshelferlein“, das sich in Themen wie etwa Panguna nicht einmischen wolle. Einen für Sie vollkommen unverbindlichen Kontakt zu den ESBC, vertreten durch mich, haben Sie rundweg abgelehnt. Ich fand das schade, weil mir gerade jemand wie Sie etwa als „Korrespondent vor Ort“ sehr gefallen hätte. Offensichtlich haben Sie Ihre Zurückhaltung in Sachen „Mining auf Bougainville“ zwischenzeitlich abgelegt.

 

Nun ein paar Worte zu Ihren Vorwürfen: Sie können es mir wahrlich nicht verübeln, mich mit den Männern der Landeignerinnen in Port Moresby getroffen zu haben und mich habe ablichten zu lassen. Stellen Sie sich vor: Die Damen aus Bougainville glänzten durch Abwesenheit. Gerne hätte ich auch mit ihnen vertiefende Gespräche geführt. Dass die Frauen Bougainvilles politisch noch keine Rolle spielen, zeigt doch überdeutlich die jüngste Initiative, mehr Frauen ins Parlament wählen zu wollen.


Weiter: Glauben Sie etwa, es hätte mir großes Vergnügen bereitet, mich, Flugplan bedingt, eine Woche lang in diesem trostlos-kriminellen Nest Port Moresby aufzuhalten? Und, meinen Sie nicht auch, dass ich als Vertreter der größten privaten Investorengruppe – auch wenn wir nur etwa 3 Prozent an BCL halten – das Anrecht habe, von unserem Vorstandsvorsitzenden (immerhin ist er auch unser Angestellter) höflich behandelt zu werden und zu einem Gespräch gebeten zu werden? Immerhin hatte ich für diesen Termin eine Anreise von mehr als 22 Stunden auf mich genommen. Der stellvertretende Premierminister, Dr. Puka Temu, war da entgegenkommender: er hatte immerhin mehr als eine halbe Stunde Zeit für mich. Zudem bin ich der Ansicht, dass jemand, der in seiner Funktion immerhin mehr als 1,5 Millionen Kina verdient, auch die Pflicht hat vor Ort seine Arbeit zu erledigen und nicht im Stunden entfernten Sydney sich dem angenehmen Leben – ohne Gefahren – hinzugeben. Nach meiner persönlichen Einschätzung ist Peter Taylor ein selbstverliebter, bornierter Zeitgenosse, der absolut nicht das “Zeug“ hat, die problematischen, teils etwas rustikalen Angelegenheiten in der Region PNG zu bewältigen. Deshalb forderte ich seine Ablösung. Ich stelle mir als Chairman unseres Unternehmens jemanden vor, der pragmatisch und sensibel genug ist, lokale Probleme zu erfassen und lösen zu helfen und vor allem aber jemand, der keinerlei Berührungsängste hat.

 

Zu Ihren Anmerkungen in Sachen finanzieller Unterstützung: Es ist unglaublich mühsam, verlässliche Informationen aus der Region zu beschaffen. Dass wir da nach jedem „Strohhalm“ greifen, um an diese zu gelangen, ist – glaube ich – nachvollziehbar. Speziell dann, wenn sich Deutsche vor Ort, einer Zusammenarbeit verweigern. Dass unsere Bemühungen nicht immer zu unserer vollen Zufriedenheit verlaufen sind, können Sie sich vielleicht vorstellen. Es ist uns – allen Widrigkeiten zum Trotz – gelungen, eine respektable Informationsseite ins Internet zu stellen, die versucht, alle Facetten der Bougainville Problematik und der dortigen Lebensverhältnisse widerzuspiegeln. Das wird allgemein anerkannt. Ganz nebenbei: Ihre Kritik an den ESBC und speziell an meiner Person habe ich heute auf unserer Homepage veröffentlicht. Es mag Sie vielleicht wundern, dass ich kein Problem damit habe, kritisiert zu werden. Von wem auch immer.

 

Noch ein Wort zu unserer Philosophie: Sie wurden als Entwicklungshelfer in diese Region entsandt, um den lokalen Wiederaufbau zu begleiten. Angesichts relativ bescheidener Mittel von Entwicklungshilfeorganisationen ist das eine schwere Arbeit, die durchaus von uns anerkannt wird. Wegen geringer Mittel, ich nehme an, auch Sie haben diese Erfahrung gemacht, bleiben leider viele Anstrengungen letztendlich der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“. Um in diesem Bild zu bleiben: Eine Wiedereröffnung der Pangunamine wäre ein riesiger Eimer kalten Wassers auf eben jenen heißen Stein. Er könnte diesen heißen Stein merklich abkühlen. Eine Wiedereröffnung der Pangunamine könnte binnen weniger Jahre all die Not beseitigen, die sich über Jahrzehnte entwickelt hat. Dass Mining natürlich allen zugutekommen muss, versteht sich dabei von selbst. Ich habe mich oft genug dazu geäußert. Auch unsere Forderung nach umweltschonendem Mining und gerechter Verteilung der Erträge ist immer wieder in unseren Statements enthalten. Ich habe sogar öffentlich angeregt, dass jene Kämpfer, die derzeit noch die sogenannte „No-Go-Zone“ bewachen, in einem Minensicherheitsdienst erneut in Lohn und Brot kommen.


Carsten, die Natur hat es nun einmal so gewollt, dass die Insel Bougainville ein gigantischer Klumpen Kupfer, Gold, Silber und anderer wertvoller Mineralien ist, der mit ein wenig Erde bedeckt ist und auf der ein paar Palmen wachsen. Das sorgt weltweit – speziell in China – für nicht zu unterschätzende Begehrlichkeiten. Diesen Begehrlichkeiten werden sich die Bewohner Bougainvilles auf Dauer nicht entziehen können.

 

Uns kann nicht verübelt werden, dass wir deshalb an einer Wiederaufnahme der Arbeit in Bougainville interessiert sind. Schlussendlich ist eine solche Wiederaufnahme des Minings auch eine Art von Entwicklungshilfe, wenn auch nicht im klassischen Sinne. Insofern ziehen wir beide an einem Strick, jeder auf seinem Platz, jeder auf seine Weise.

 

Ich denke mir, dass Sie sich für sich und Ihre Familie eine gute Zukunft in Bougainville wünschen – mit Sicherheit, guter medizinischer Versorgung und exzellenten Ausbildungsmöglichkeiten für Ihren Nachwuchs.

 

Ich würde mich freuen, Carsten, wenn Sie Ihre Vorbehalte gegenüber den ESBC und meiner Person aufgeben würden und wir in einen fruchtbaren Dialog eintreten könnten. Bitte antworten Sie mir, wenn Sie mögen, an folgende Emailadresse: sturm@bougainville-copper.eu .

 

Mit den besten Grüßen und allen guten Wünschen für Sie und Ihre junge Familie

 

Axel G. Sturm
Escaldes-Engordany, 19.03.2010

 

 

bukacarsten :

 

März 19, 2010 um 4:38 pm

 

Dieser Kommentar wurde aus folgendem Grund gelöscht:

Lieber Herr Sturm, ich habe ihren Beitrag gelöscht, da er Informationen zu meinem Privatleben enthält, die weder mit dem Thema zu tun haben, noch irgendwen etwas angehen. Was bezwecken Sie damit? Unterlassen Sie das bitte in Zukunft. mfg, bukacarsten

 

 

bukacarsten :

 

März 20, 2010 um 9:47 am

 

Lieber A. St., ich überlasse nach wie vor die Entscheidung für oder gegen eine Wiedereröffnung der Panguna-Mine den Leuten (a) die von der Frage betroffen sind und (b) die Zusammenhänge besser verstehen. Im Übrigen ist mir bisher entgangen, warum ich mit ihnen „zusammen arbeiten“ sollte. Ich fände es auf Dauer zu anstrengend ihnen erklären zu müssen, dass Betelnuss-Konsum keine „gesellschaftlich destabilisierende Wirkung“ hat, in Bougainville kein Matriarchat herrscht, und ähnliche Kuriositäten die sie gelegentlich von sich geben.

 

 

Axel G. Sturm :

 

März 20, 2010 um 7:02 pm

 

Lieber Carsten,

 

offen gestanden enttäuschen Sie mich: Einerseits finden Sie in Ihrem Blog markige Worte gegen die ESBC und gegen mich, andererseits, wenn man den konstruktiven Dialog mit Ihnen sucht, verlässt Sie der Mut und Sie kneifen. Nicht nur das: Sie begeben Sich zudem auf ein argumentatives Niveau, wie es etwa von manchen verstörten Forenteilnehmern in Deutschland gepflegt wird. Das sollte unter Ihrer Würde sein.

 

Falls es Ihnen immer noch nicht klar geworden ist: Sie genießen bei mir sehr wohl hohen Respekt dafür, dass Sie sich für die Menschen in einem Land engagieren, in dem es nicht gerade selten vorkommt, dass man jemandem, der einem nicht passt, der Kopf mit der Machete abgeschlagen oder aber mit der Axt erschlagen wird. Wohlgemerkt: ich verurteile das, dennoch weiß auch ich: Gräueltaten hat es in der Geschichte der Menschheit immer gegeben und es wird sie immer wieder geben – überall auf der Welt. Oft haben diese Gräueltaten Gründe, die in der jeweiligen Gesellschaft und ihrer wirtschaftlichen Situation zu suchen sind.

 

Sie mögen der Ansicht sein, dass Betelnusskonsum ungefährlich sei. Ich darf Ihnen verraten, dass Betelnüsse, wie übrigens auch das südamerikanische Coca, aus dem Kokain gewonnen wird, Alkaloide, also Neurotoxine, (Nervengifte) enthalten, die sehr wohl schädliche Wirkungen beim Menschen entfalten können. Das Gleiche gilt für Cannabis, das offensichtlich ebenfalls in Bougainville weit verbreitet ist. Dazu kommt der Genuss von sogenanntem „homebrew“. Welche Folgen der Konsum Alkohols, speziell unreinen Alkohols hat, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern. Diese sind ja auch in Europa hinreichend zu besichtigen. Dass alle diese Drogen nicht förderlich für eine Gesellschaft sind, ist keine neue Erkenntnis: Schon im Amerika der Pionierzeit hat man deshalb vergeblich versucht, den Indianern das sogenannte „Feuerwasser“ vorzuenthalten. In Papua Neuguinea, auch in Bougainville, sind Vergewaltigungen und andere Brutalitäten an der Tagesordnung – fast täglich nachzulesen in der Presse. Sie vor Ort sollten das doch besser wissen als ich hier in Europa. Diese Fakten zu verniedlichen und klein zu reden, ist meiner Ansicht nach grob fahrlässig, man könnte sogar sagen: unredlich. Selbst unter dem Aspekt, dass Sie sich vor Ort durch Ihre Eheschließung damit begonnen haben, sich in die dortige Gesellschaft zu integrieren, sollten Sie dennoch nicht vergessen, dass Sie ein Expat sind und stets einer bleiben werden.

 

Ich selbst bin, wenn Sie so wollen, seit 22 Jahren ein Expat. Ich habe daher auch feststellen können, dass man – selbst hier in Europa – letztlich stets in seinem Gastland eine Art Exote bleibt, selbst dann, wenn man die Sprache gut beherrscht und sich den örtlichen Gegebenheiten anpasst.

 

Was eine Zusammenarbeit „unter Expats“ anlangt, so verstand ich das eigentlich mehr in einer Form des gelegentlichen, freimütigen Gedankenaustausches einerseits und andererseits als eine Möglichkeit für Sie, über die ESBC für mehr Verständnis für Bougainville, seine Bewohner und seine Probleme werben zu können. Es steht Ihnen natürlich frei, dieses Angebot anzunehmen oder es auszuschlagen.


Gestatten Sie mir noch eines anzumerken: Es ist mir vollkommen unverständlich, warum Sie mir zum Beispiel nicht Ihre persönliche Nachrichten per Email zukommen lassen und es bevorzugen, unseren Dialog in aller Öffentlichkeit zu führen. Sie müssen sich deshalb schon die Frage gefallen lassen, Carsten, ob dies ein adäquates Sozialverhalten Ihrerseits darstellt? Auch Ihre unterschwelligen Bezüge auf unseren unterschiedlichen Status, Sie als Entwicklungshelfer und ich als Aktionär, halte ich für völlig abwegig und absurd. Ich kann von mir ohne rot zu werden behaupten, dass ich keinerlei Berührungsängste habe, geschweige denn Überheblichkeit verspüre, solange sich der Kontakt in zivilisierten Bahnen entwickelt. Unterschiede zwischen uns gibt es sicherlich, das aber bedeutet noch lange nicht, dass man nicht miteinander spricht. Vorurteile und Voreingenommenheit haben noch nie jemanden weiter gebracht. Vielleicht sollten auch Sie einmal darüber nachdenken. Speziell deshalb, wenn man wie Sie am Tropf einer Wohltätigkeitsorganisation hängt, die sich aus Spenden all derer alimentiert, die bereit sind, Ihnen ihr Geld zu spenden, weil sie genug davon haben. Offen gestanden machen Sie es einem mit Ihrem ignoranten Verhalten nicht gerade einfacher, dringend notwendige Hilfe in einem Entwicklungsland fröhlichen Herzens zu unterstützen.

 

Zuletzt noch ein kleiner Tipp: Immer wieder betonen Sie, dass Sie von all den Dingen, die uns bewegen, nichts verstehen. Warum also in aller Welt schreiben Sie dann in Ihrem Blog über diese Dinge? Schreiben Sie doch einfach über Ihr tägliches Leben, über Ihre Arbeit, über Schönes und Schlechtes, was Sie dort erleben. Kurz: über die Dinge, von denen Sie wirklich etwas verstehen! Ich kann Ihnen versichern, auch das interessiert uns hier in Europa!

 

Mit freundlichen Grüßen
Axel G. Sturm
Escaldes-Engordany, 20.03.2010

 

 

Axel G. Sturm :

 

März 20, 2010 um 7:26 pm

 

Carsten,

 

es steht Ihnen natürlich frei, in Ihrem Blog zu schreiben und zu löschen, was Sie mögen. Die von mir zitierten “Informationen aus Ihrem Privatleben” sind samt und sonders solche Informationen, die Sie selbst in diesem Blog veröffentlich haben. Ich verfüge über keine anderen Informationen über Sie! Ich nehme an, Sie werden nun auch meine zweite Stellungnahme, die ich Ihnen heute geschickt habe, löschen, da sie für Sie nicht unbedingt schmeichelhaft ist. Ich muss davon ausgehen, dass Sie keinerlei Kritik vertragen können, obwohl Sie offensichtlich gerne Dritte kritisieren. Unter diesen Umständen sollten Sie aber auch erwägen, Ihren eigenen Artikel zu löschen, da er durchaus beleidigende Züge trägt. Tun Sie also, was Sie mögen! Ich hingegen behalte mir vor, unseren Dialog ungekürzt auf unserer Homepage zu veröffentlichen. Die Öffentlichkeit sollte doch erfahren, wie sich westliche Entwicklungshilfe in der Realität darstellt.

 

Axel G. Sturm
Escaldes-Engordany, 20.03.2010

 

 

bukacarsten :

 

März 20, 2010 um 9:47 am

 

Lieber A. St., ich überlasse nach wie vor die Entscheidung für oder gegen eine Wiedereröffnung der Panguna-Mine den Leuten (a) die von der Frage betroffen sind und (b) die Zusammenhänge besser verstehen. Im Übrigen ist mir bisher entgangen, warum ich mit ihnen „zusammen arbeiten“ sollte. Ich fände es auf Dauer zu anstrengend ihnen erklären zu müssen, dass Betelnuss-Konsum keine „gesellschaftlich destabilisierende Wirkung“ hat, in Bougainville kein Matriarchat herrscht, und ähnliche Kuriositäten die sie gelegentlich von sich geben.

 

 

bukacarsten :

 

März 21, 2010 um 6:07 am

 

Okay, Betelnüsse sind giftig (wie im übrigen Tabak auch). Die “gesellschaftlich destabilisierende” Wirkung erschließt sich mir aber immer noch nicht. Aber das erklären sie uns sicher auch gerne. Im übrigen ist “homebrew” kein Bier, sondern Schnapps (und falsch genossen tatsächlich “gesellschaftlich destabilisierend”) und die arbeitslosen jungen Männer denen sie Jobs bei BCL verschaffen wollen haben i.d.R. ihre eigene kleine Kakao-Plantage oder schürfen fleissig Gold.
Was passiert eigentlich, wenn man einen Kessel kochendes Wasser über einem heissen Stein ausschüttet?

 

 

Axel G. Sturm :

 

März 21, 2010 um 1:55 pm

 

Carsten,


ich freue mich darüber, dass Sie versuchen, zu einer argumentativen Diskussion zurück zu finden. Deshalb möchte ich auch gerne Ihre Fragen beantworten.

 

Zunächst zu den Betelnüssen: Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass ca. 1 Prozent der Menschen unter Schizophrenie leiden. Diese Zahl gilt für alle Kulturen, sei es in Europa oder auch bei isoliert lebenden unterentwickelten Bevölkerungen, die vorher nie mit „unserer Welt“ in Kontakt kamen. Insoweit, darf geschlossen werden, dass dies auch für Bougainville gilt. Ein weiteres Prozent der Weltbevölkerung leidet unter dem sogenannten Bordeline Syndrom, einer durch „Selbstzerstörung“ meist tödlich verlaufenden psychischen Erkrankung, die von Psychiatern als grenzgängig zwischen Psychose und Neurose angesiedelt wird und häufig von sexuellem Missbrauch im Kindesalter ausgelöst wird. Allein von diesen beiden Erkrankungen ist bekannt, dass die Betroffenen im Krankheitsverlauf Krisen durchleben, die oft aggressive Züge tragen. Der Ausbruch solcher Krisen wird durch Drogen fast aller Art signifikant begünstigt. Betelnuss, Cannabis und Alkohol zählen dazu. Tabak allerdings ist, obwohl auch schädlich, hingegen nicht dabei. Ob Betelnuss und Cannabis als sogenannte „Einstiegsdrogen“ zu werten sind, ist bis dato nicht zu 100 Prozent erwiesen, aber durchaus denkbar. Das sind wissenschaftlich belegte Tatsachen. Dass es dennoch nicht in großen Agglomerationen zu massiverer Präsenz psychisch bedingter Auffälligkeiten kommt, ist für mich überraschend, denn nach diesen Zahlen dürfte es in einer Stadt von 100.000 Einwohnern immerhin 2.000 tickende psychische „Zeitbomben“ geben, die jederzeit explodieren könnten. Im Falle Bougainvilles sind das etwa 4.000 Personen. Ich kann mir nur vorstellen, dass möglicherweise auch andere Faktoren wie etwa das jeweilige soziale Umfeld und die medizinische Versorgung einen Einfluss auf die Auffälligkeit haben. Eine medizinische Versorgung psychisch Kranker gibt es meines Wissens nach in Bougainville nicht. Angesichts der Traumatisierung breiter Bevölkerungskreise während des 2. Weltkrieges und des Bürgerkriegs in Bougainville sowie der bis heute andauernden Bedrohung durch einzelne marodierende Banden in manchen Gegenden, scheint mir durchaus naheliegend, dass speziell psychisch labile Menschen dadurch bedingt unter einem ständigen Druck leiden, der sich von Zeit zu Zeit entladen kann. Und genau das nenne ich dann gesellschaftlich destabilisierend. Die „no future“ Mentalität arbeitsloser junger Männer tut das Ihre dazu.

 

Vielen Dank, dass Sie mich über „home-brew“ aufklären, ich hatte es in der Tat für eine Art Bier gehalten. Vielleicht sollte man doch dazu übergehen, das Gesöff gleich „home-brand“ zu nennen, damit Außenstehende wissen, worum es geht.

 

Nun zu Ihrem Eimer kochenden Wassers, von dem Sie annehmen, dass er nicht in der Lage sei, einen heißen Stein abzukühlen: Falsch! Aus dem Physikunterricht wissen Sie sicher noch, dass sich Wasser bei einer Temperatur von über 100 Grad in Gas verwandelt. Ein heißer Stein hingegen hat mindestens 150 bis 250 Grad. Das bedeutet, dass das kochende Wasser, wird es auf einen solch heißen Stein gegossen, sofort verdampft. Dabei entsteht Verdampfungskälte. So wie auch menschlicher Schweiß den Körper kühlt, so kühlt also auch das kochende Wasser den heißen Stein. Einverstanden?

 

Ganz nebenbei, Carsten, ich hielte es für fair und angemessen, wenn Sie meinen von Ihnen gelöschten Text wieder in Ihren Blog einstellen würden. Meinethalben können Sie ja die Passagen, die Ihrer Meinung nach zu sehr auf Ihre privaten Lebensumstände Bezug nehmen sichtbar streichen. Falls Sie den Text nicht mehr haben sollten, können sie ihn in Kürze auf der ESBC Homepage unter „Bougainville Blogs“ finden.

 

Mit freundlichen Grüßen
Axel G. Sturm
Escaldes-Engordany, 21.03.2010

 

 

Axel G. Sturm :

 

März 21, 2010 um 2:25 pm

 

Nachtrag:

Solange ganz Bougainville nicht zu einer einzigen Kakaomonokultur wird, ist gegen einzelne Kakaoplantagen nichts einzuwenden.

Hingegen gegen das wilde Schürfen von Gold ist sehr viel einzuwenden. Nicht etwa deshalb, weil Bougainville Copper dadurch einige Kilo Gold verloren geht, sondern weil die Goldgewinnung unweigerlich mit der Verwendung hochgiftigen Quecksilbers zusammenhängt, das zu schwersten Erkrankungen bis hin zum Tod führt, wenn es nicht professionell angewendet wird. Dagegen ist die durch die überhastete Schließung der Pangunamine verursachte Verseuchung der Gegend durch Kupferoxid ein Klacks. Bougainviller werden durch Goldschürfen nicht wirklich reich, allenfalls dubiose Unternehmen wie “Invincible Resources”, die wohl immer noch ihr Unwesen auf der Insel treiben. Deren Chef, Lindsay Semple, ist ohnehin bekannt dafür, überall dort, wo er auftaucht, verbrannte Erde zu hinterlassen.

 

Axel G. Sturm
Escaldes-Engordany, 21.03.2010

 

 

 

 

bukacarsten :

 

März 22, 2010 um 8:02 am

 

Axel, ihr Wissen in medizinischen und physikalischen Fragen in Ehren, aber die Behauptung der Betelnusskonsum sei „sozial destabilisierend“ ist trotzdem … im besten Falle lustig. Meine Kollegen würden jedenfalls ganz herzlich lachen.

PS: Es liegt im Übrigen ein Missverständnis vor. Ich diskutiere nicht mit ihnen. Sie monologisieren, ich amüsiere mich. Ein weiteres Missverständnis: Ich hab nichts gegen Bergbau per se oder sie persönlich. Ich find die ESBC einfach nur lustig und ihre Einschätzungen der Lage aus hiesiger Sicht z. T. etwas an der Realität vorbei.

 

 

Axel G. Sturm :

 

Dein Kommentar wartet auf Freischaltung.

 

(Offensichtlich behält sich bukacarsten nunmehr das Recht vor, Antworten vor Veröffentlichung zu zensieren!)


März 22, 2010 um 11:15 am

 

 

Carsten,

Ihre neuerliche Einlassungen sind beunruhigend: Sie triefen geradezu von Selbstherrlichkeit, Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit. Offenbar hat Ihr dortiger Aufenthalt dazu geführt, dass Sie vollends die Bodenhaftung und das Verständnis für Zusammenhänge, die über den Horizont von Bougainville hinaus reichen, verloren haben. Das ist bitter. Dass Sie sich einer intellektuellen Auseinandersetzung entziehen und offensichtlich auch noch stolz darauf sind, werte ich schlicht als Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit, sich mit Realitäten angemessen auseinanderzusetzen zu können. Dass Sie sich dennoch aufschwingen, das ernsthafte Bemühen Dritter nach Gutdünken zu beurteilen und zu verurteilen sowie die Tatsache, dass Sie Ihre abstrusen und diffamierenden Gedanken dann auch noch im Internet publizieren, muss ich – so leid es mir tut – schlicht als Dummheit einstufen. Es gibt ein altes lateinisches Sprichwort, das lautet „Si tacuisses, philosophus mansisses!“ zu Deutsch: „Hättest Du geschwiegen, wärst Du ein Philosoph geblieben“! Eine solche Einsicht scheint Ihnen völlig fremd zu sein. Aus diesem Grund werde nun ich schweigen und mich zukünftig nicht mehr mit Ihren Niveaulosigkeiten befassen. Was bleibt, ist der fade Nachgeschmack, erfahren zu haben, in welch qualifizierten Händen sich westlich-kirchliche Entwicklungshilfe in der Ferne befindet und was so alles mit europäischen Spendengeldern unterstützt wird.

Axel G. Sturm
Escaldes-Engordany, 22.03.2010

 

 

 

 

The European Shareholders of Bougainville Copper (ESBC)
info@bougainville-copper.eu